Sonnenvitamin D

Mohnblumen mit Sonne…mehr als nur starke Knochen

Vitamin D spielt bei weit mehr Prozessen im Körper eine Rolle als der Medizin lange Zeit bewusst war. Ausgehend von den zahlreichen neuen Erkenntnissen der letzten Jahrzehnte, wird dem Vitamin D-Status heute zunehmend Aufmerksamkeit geschenkt.

Funktionen von Vitamin D

Vitamin D galt lange Zeit als Knochenvitamin und tatsächlich ist die Regulierung der Calciumaufnahme eine der wichtigsten Aufgaben des Vitamins. Nachdem Epidemiologen aber immer öfter feststellten, dass das Risiko für manche Krankheiten in sonnenarmen Regionen offenbar höher ist, begann die Wissenschaft weiter zu forschen und fand zunehmend neue Funktionen des Vitamins.

Regulation des Calcium- und Knochenstoffwechsels

Vitamin D fördert die Resorption von Calcium im Darm und sorgt damit auch bei einer moderaten Calciumzufuhr für ausreichend Baustoff für die Knochensubstanz. Zudem ist es im Zusammenspiel mit Vitamin K2 am komplexen Regulationsmechanismus des Knochenaufbaus und -umbaus beteiligt und unterstütz so die Entwicklung und Erhaltung gesunder Knochen. Diese Funktion wurde als erstes entdeckt, da die Auswirkungen eines Mangels in Form einer gestörten Knochenentwicklung (Rachitis) bzw. eines starken Verlusts der Knochenmasse (Osteoporose und Osteopenie) am deutlichsten zeigen.

Krebshemmende Wirkung

Vitamin D3 + K2 (90 Kapseln) im TAVARLINShop
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Ausgehend von der Beobachtung, dass das Risiko für verschiedene Krebserkrankungen wie Brust-, Eierstock-, Prostata- und Darmkrebs bei Menschen mit niedrigen Vitamin D-Blutspiegel offenbar erhöht ist [note]Grant WB1 and Holick MF (2005): Benefits and requirements of vitamin D for optimal health: a review. Altern Med Rev. 10(2):94-111. [Link zum Artikel].[/note], wurden verschiedene Erklärungsansätze hierfür vorgeschlagen und untersucht. So scheint Vitamin D in verschiedenen Mechanismen in der Krebszelle involviert zu sein, die die Zellteilung hemmen und die Apoptoseneigung verstärken. Zudem soll es Signale unterdrücken, die zur Metastasierung beitragen und die Gefäßneubildung im Tumorgewebe hemmen [note]Spitz, J. (2014): Zur Bedeutung des Sonnenhormons Vitamin D in der Onkologie – ein Update. DZO 46 (03): 96–102. [Link zum Artikel].[/note]. Studien zeigten z. B., dass niedrige Vitamin D-Spiegel bei Dickdarmkrebspatienten die Überlebensprognose verschlechtern [note]Zgaga L et al (2014): Plasma vitamin D concentration influences survival outcome after a diagnosis of colorectal cancer. J Clin Oncol, 32(23):2430-9. [Link zum Artikel].[/note] und bei Brustkrebspatientinnen Rückfallrisiko erhöhen [note]Goodwin PJ et al (2009): Prognostic effects of 25-hydroxyvitamin D levels in early breast cancer. J Clin Oncol, 27(23):3757-63. [Link zum Artikel].[/note].

Immunmodulierende Wirkung

Vitamin D greift regulierend in das Immunsystem ein und hat auf manche Immunzellen (insbesondere der angeborenen Immunität) eine stimulierende Wirkung, andere Immunzellen (wie die T-Lymphozyten der erworbenen Immunität) werden hingegen gebremst. Die erhöhte Infektanfälligkeit von Menschen mit ausgeprägtem Vitamin D-Mangel (Rachitis) fiel Medizinern schon in früherer Zeit auf. Mittlerweile gibt es aber auch Erkenntnisse, dass niedrige Blutspiegel oft auch mit dem Auftreten von Autoimmunerkrankungen wie Typ-1-Diabetes, Multiple Sklerose, Morbus Crohn oder rheumatoide Arthritis vergesellschaftet sind [note]Dankers W et al.: Vitamin D in Autoimmunity: Molecular Mechanisms and Therapeutic Potential. Front Immunol, 7:697. [Link zum Artikel].[/note].

Schutz der Herz-Kreislauf-Gesundheit

Vitamin D ist an verschiedensten Regulationsmechanismen im Herz-, Blutgefäß- und Nierengewebe beteiligt, die letztlich auch die Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems gewährleisten. So hat es unter anderem eine Auswirkung auf das Renin-Angiotensin-System, das den Wasserhaushalt in den Nieren und damit auch den Blutdruck reguliert. Im Herzen hingegen steuert das Vitaminhormon den Calciumstoffwechsel und die damit verbundene Kontraktionsfähigkeit des Herzmuskels. Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Bluthochdruck könnten somit ebenfalls von normalisierten Vitamin D-Spiegeln profitieren [note]Daraghmeh AH et al.: Evidence for the vitamin D hypothesis: The NHANES III extended mortality follow-up. Atherosclerosis. 2016 Dec;255:96-101.[Link zum Artikel].[/note].

Des Weiteren spielt Vitamin D auch eine Rolle für das Wachstum und die Funktion der Nervenzellen, soll eine stimmungsaufhellenden und somit möglicherweise auch antidepressiven Effekt haben und die Insulinfreisetzung bei Diabetikern unterstützen.

Im Zusammenhang mit Vitamin D tauchen immer wieder unterschiedliche Begriffe auf. Was steckt dahinter?
Chemisch gesehen gibt es zwei Formen von Vitamin D: Vitamin D3 (Cholecalciferol), das in tierischen Produkten vorkommt und Vitamin D2 (Ergocalciferol), das quasi das pflanzliche Vitamin D darstellt. Letzteres kann im Körper in Vitamin D3 umgewandelt werden und hat dann die gleiche physiologische Wirksamkeit.
Selbstgebildetes oder oral aufgenommenes Vitamin D3 ist jedoch noch nicht wirksam. In der Leber wird es durch eine kleine Änderung (Hydroxylierung) am 25. Kohlenstoffatom zu 25-Hydroxy-Cholecalciferol, kurz auch Calcidiol oder 25-(OH)-Vitamin D3, umgewandelt. Hierbei handelt es sich um eine stabile Transportform, in der Vitamin D bei Bedarf zur endgültigen Aktivierung in den Nieren transportiert wird. Da 25-(OH)-Vitamin D3 durch seine längere Stabilität fast eine Art Speicher im Blut darstellt, hat sich dessen Bestimmung als derzeit aussagekräftigte Größe zur Einschätzung des Vitamin D-Status etabliert.
In den Nieren, aber auch in einigen anderen Geweben, findet der letzte Schritt statt, mit dem das Vitamin D endgültig seine aktive Form erhält. Dabei erfolgt eine weitere Hydroxylierung, diesmal am 1. Kohlenstoffatom, wodurch 1,25-Hydroxy-Cholecalciferol, kurz Calcitriol oder 1,25-(OH)-Vitamin D3, entsteht.

Welche Rolle spielt die Sonne?

SonneDie Sonderstellung von Vitamin D wird auch durch den Umstand untermauert, dass es eigentlich gar kein richtiges Vitamin ist. Denn anders als andere Vitamine – die zwar unverzichtbar für den Körper sind, aber mit der Nahrung zugeführt werden müssen– kann der Körper diese über mehrere Produktionsschritte aus Cholesterin selber herstellen. Die Leber bildet aus Cholesterin eine Vitamin D-Vorstufe (7-Dehydrocholesterin), die dann in der Haut zum Vitamin D (Cholecalciferol) umgewandelt wird. Für diese chemische Umwandlung ist die UV-B-Strahlung der Sonne nötig.

Damit die Vitamin D-Produktion in der Haut gestartet wird, muss die Strahlungsintensität jedoch einen bestimmten Schwellenwert überschreiten. Das schafft sie in unseren Breiten jedoch nur in den sonnenreichen Monaten. Von etwa Oktober bis März ist die Sonneneinstrahlung zu flach und damit die UV-B-Strahlung zu schwach für die körpereigene Vitamin D-Bildung. In dieser Zeit leben wir von unseren über den Sommer gespeicherten Vitamin D-Reserven und von dem, was wir aus über Lebensmittel zu uns nehmen.

Warum leiden viele unter einer ungenügenden Vitamin D-Versorgung?

Durch den begrenzten Zeitraum, in dem die Strahlungsintensität für die körpereigene Vitamin D-Produktion ausreicht, ist auch der Zeitraum begrenzt, in dem wir Speicher für den Winter anlegen können. Wer sich in den Sonnenmonaten allerdings wenig unter freiem Himmel aufhält, seine Haut zum Schutz vor Hautkrebs großflächig mit Kleidung bedeckt oder die nötige UV-B-Strahlung durch Sonnencremes fernhält, legt nur ungenügende Speicher für den Winter an. Zudem nimmt bei älteren Menschen die Fähigkeit zur Vitamin D-Bildung ab. Vitamin D-haltige Lebensmittel, mit denen sich die fehlenden Speicher ausgleichen lassen könnten, sind jedoch begrenzt und nicht unbedingt Teil des täglichen Speiseplans: fetter Seefisch, Leber, Eier, Champignons und Avocado.

Weiterhin können chronische Krankheiten wie Morbus Crohn, Zöliakie, Hepatitis und Nierenerkrankungen, aber auch anhaltender Alkoholmissbrauch zu einer schlechteren Versorgung beitragen. Daneben führen einige Medikamente wie Glucocorticoide (Cortison), Antikonvulsiva (Epilepsiemedikamente) und Antimykodika (Pilzmedikamente) zu einem stärkeren Verbrauch von Vitamin D [note]Pfotenhauer K et al. (2017): Vitamin D Deficiency, Its Role in Health and Disease, and Current Supplementation Recommendations. J Am Osteopath Assoc, 117(5):301-305. [Link zum Artikel].[/note].

Wie lege ich im Sommer optimal Vitamin D-Speicher an?

Paar beim SonnenbadWenn das Wetter und die Lebensumstände es zulassen, sollte die Mittagspause in den sonnenreichen Monaten von April bis September für ein Sonnenbad genutzt werden. Je nach Hauttyp ist es sinnvoll 10-15 Minuten (sehr heller Hauttyp) bis 40-60 Minuten (sehr dunkler Hauttyp) ohne Sonnencreme und möglichst kurzer Kleidung in der Sonne zu liegen. Für Sonnenbäder vormittags oder nachmittags bedarf s einer doppelt so langen Zeit. Allerdings gilt auch hier „viel hilft viel“ nicht. Da sich das in der Haut gebildete Vitamin D bei zu langer Sonneneinstrahlung auch wieder abbaut – und selbstverständlich zum Schutz vor Hautkrebs -, sollte die Haut auch nur so lange wie für den jeweiligen Hauttyp nötig ohne Sonnenschutz gesonnt werden.

Leider sind regelmäßige Sonnenbäder nicht für jedermann möglich und Vitamin D-haltige Lebensmittel kann und möchte auch nicht jeder täglich verzehren. An dieser Stelle können hochwertige Vitamin D3-Präparate (vorzugsweise als eine Kombination aus Vitamin D3 + K2) unterstützend helfen, die Speicher zu füllen bzw. auch über die Wintermonate aufrechtzuerhalten. In welcher Dosis und in welchem Zeitintervall diese eingenommen werden sollen, wird von Experten jedoch immer noch kontrovers diskutiert. Empfehlenswert ist es, seinen Vitamin D-Status bestimmen zu lassen und ausgehend vom Messergebnis mit dem Therapeuten ein individuelles Einnahmeschema zu besprechen, dessen Eignung durch eine erneute Messung nach einigen Wochen kontrolliert werden kann.

Interessanter Fakt
Übrigens scheint die geringe Sonneneinstrahlung und der damit oft einhergehende Vitamin D-Mangel auch ein Grund dafür zu sein, warum die meisten Menschen nördlich der Alpen auch im Erwachsenenalter noch Milch vertragen. Um den Mangel an dem Aufnahme-fördernden Vitamin zu kompensieren, muss die Nahrung möglichst calciumreich sein. Gute Calciumquellen wie grünes Gemüse waren jedoch in den sonnenarmen Wintermonaten ebenfalls Mangelware. Es machte also evolutionär Sinn, eine Toleranz gegenüber Laktose zu entwickeln, um die calciumreiche Milch auch über das Kindesalter hinweg nutzen zu können. So zeigt die Häufigkeit der Laktoseintoleranz ein deutliches Nord-Süd-Gefälle.

Quellen