Teil 6: Salvestrole
Beeren, Kohlgewächse und andere Pflanzen bilden unter natürlichen Wuchsbedingungen Abwehrstoffe, sogenannte Salvestrole, die auch der menschlichen Gesundheit zugutekommen.
Wer seiner Gesundheit etwas Gutes tun und Krankheiten vorbeugen will, setzt bei seiner Ernährung in erster Linie auf pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Nüsse und Pflanzenöle. Pflanzen liefern neben Vitaminen und Mineralstoffen zahlreiche bioaktive Substanzen, die auch der menschlichen Gesundheit zugutekommen können. Zu den wertvollsten sekundären Pflanzenstoffen zählen die Salvestrole, die zu den sogenannten Phytoalexinen gehören.
Phytoalexine sind Teil des pflanzlichen Immunsystems und werden von Pflanzen als Reaktion auf Krankheitserreger wie Schimmelpilze und Bakterien oder auf Umwelteinflüsse wie Kälte, Hitze und UV-Strahlung gebildet. Salvestrole kommen damit nicht immer in Pflanzen vor, sondern nur, wenn diese natürlichen Umwelteinflüssen ausgesetzt waren. Der namentlich wohl bekannteste Vertreter dieser Gruppe ist das Resveratrol, das vor allem in roten Trauben und Rotwein vorkommt.
Wie wirken Salvestrole im Körper?
Laborversuche und zahlreiche Erfahrungsberichte deuten darauf hin, dass Salvestrole auch im menschlichen Organismus die Abwehr insbesondere gegen Krebszellen stärken können.
Der Schlüssel hierfür ist eine besondere Variante der Cytochrom P450-Enyzme, kurz CYP-Enzyme. Diese Enzymgruppe spielt eine wichtige Rolle im Körper, da sie Substanzen so umwandelt, dass sie leichter ausgeschieden und damit „entgiftet“ werden. In manchen Fällen, z. B. im Falle von manchen Medikamenten, führt diese Umwandlung aber erst zur Aktivierung der Substanz. Auch Salvestrole werden auf diesem Wege „aktiviert“.
Salvestrole werden durch die tumorspezifische Enzymvariante CYP1B1 verstoffwechselt und lösen hierdurch eine Reaktionskette in der Tumorzelle aus, die bis zu deren Absterben (Apoptose) führen kann[note]Ware, William R. (2009): Nutrition and the prevention and treatment of cancer: association of cytochrome P450 CYP1B1 with the role of fruit and fruit extracts. Integr Cancer Ther 8 (1): 22–28. [Link zum Artikel].[/note]. Da CYP1B1 überwiegend im Tumorgewebe aktiv ist [note]Murray, G.I. et al. (1997): Tumor-specific expression of cytochrome P450 CYP1B1. Cancer Res; 57(14):3026-31. [Link zum Artikel].[/note], bleiben die umliegenden gesunden Zellen hiervon weitgehend verschont. Über diesem Wege soll eine Salvestrol-reiche Ernährung der Entwicklung von Krebs entgegenwirken. Leider fehlen große Human-Studien bislang. Jedoch dokumentieren zahlreiche Fallberichte von Patienten mit u. a. Brust-, Prostata-, Dickdarm-, Lungen-, Blasen- und Leberkrebs , dass die gezielte Zufuhr von Salvestrolen den Behandlungserfolg unterstützten und die Patienten für die konventionelle Therapie stärkten [note]Schaefer, B. A. et al. (2007): Nutrition and Cancer: Salvestrol Case Studies. JOM 22 (2): 177–182. [Link zum Artikel].[/note], [note]Schaefer, B. A. et al. (2010): Nutrition and Cancer: Further Case Studies Involving Salvestrol. JOM 25 (1): 17–23. [Link zum Artikel].[/note], [note]Schaefer, B. A. et al. (2012): Cancer and Related Case Studies Involving Salvestrol and CYP1B1. JOM 27 (3): 131–138. [Link zum Artikel].[/note].
Was sind gute Salvestrol-Quellen?
Besonders reich an Salvestrolen sind Beeren, Kohlgemüse, Zitrusfrüchte, Kräuter, Avocados und alte Apfelsorten – jedoch nur dann, wenn sie unter natürlichen Bedingungen gewachsen sind. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln oder der Anbau in klimatisierten, geschützten Gewächshäusern verhindert die Salvestrolbildung. Gute Quellen sind daher nur Obst und Gemüse aus natürlichem bzw. biologischem Anbau oder aus dem eigenen Garten. Dort finden sich die Salvestrole in erster Linie in den äußeren Bereichen und der Schale – also dort, wo die Phytoalexine Schimmelpilze und Bakterien bekämpfen.
Ein weiterer Nachteil der heutigen Ernährung ist, dass vor allem Obstsorten mit mildem Geschmack bevorzugt werden. Salvestrole sorgen jedoch für ein herb-säuerliches Aroma und werden bei der Verarbeitung z. B. von Beerensaft oft zugunsten des Geschmacks entfernt.
Eine Untersuchung der britischen Forscher Burke und Potter ergab, dass wir durch den konventionellen Anbau und die industrielle Verarbeitung von Obst, Gemüse und Kräutern heute etwa 80 % weniger Salvestrole aufnehmen als es die Menschen noch vor 50 oder 100 Jahren taten.
Wann lohnt sich eine Supplementation mit Salvestrolen und was ist zu beachten?
Menschen mit einer Krebserkrankung, bekannten tumorigen Veränderungen oder einem erhöhten Krebsrisiko sollten vorzugsweise Obst und Gemüse aus ökologischem Anbau nutzen. Wem dies nicht möglich ist oder wer seine Salvestrol-Aufnahme noch gezielt ergänzen möchte kann zusätzliche Salvestrol-Präparate verwenden. Wichtig ist, dabei auf Präparate mit natürlichen Fruchtextrakten zurückzugreifen, da Einzelsubstanzen ihre Wirkung meist im natürlichen Komplex und in Kombination mit anderen Wirksubstanzen erst voll entfalten. Hierfür werden Früchte, die unter natürlichen Bedingungen gewachsen sind, schonend zu Extrakten mit einem hohen Gehalt an Phytoalexinen (Salvestrolen) verarbeitet.
Zur besseren Einschätzung des Salvestrol-Gehaltes in entsprechenden Präparaten wurde das Salvestrol-Punktesystem entwickelt. Hundert Punkte entsprechen dabei der durchschnittlichen Menge an Salvestrolen, die die Menschen vor etwa 100 Jahren zu sich nahmen, als noch viele ökologisch angebaute Pflanzen verzehrt wurden. Hochdosierte Präparate enthalten Fruchtextrakte mit etwa 2.000 Punkten.
Die Wirkung von Salvestrolen kann durch gleichzeitige Einnahme von anderen Substanzen verstärkt oder gehemmt werden. Förderlich wirkt z. B. die Kombination mit Vitamin C, Niacin, Biotin, Eisen und Magnesium. Vermieden werden sollte hingegen der gleichzeitige Verzehr von Grapefruitsaft, die Einnahme von hoch-dosiertem Vitamin B17 (Amygdalin bzw. Laetril) sowie Rauchen, da diese die Verstoffwechselung der Salvestrole im Körper stören.
Quellen